Meltdown 101 - Was ist eigentlich ein Meltdown?
Ein sogenannter Meltdown beschreibt eine Reaktion des Nervensystems, die dann auftritt, wenn innere und äußere Faktoren die eigene Belastbarkeitsgrenze überschreiten. Zu viele und/oder intensive Stressoren – seien es Sinneseindrücke, emotionale Belastungen oder soziale Anforderungen – führen dazu, dass das Nervensystem in einen Zustand maximaler Überforderung gerät und hohe Cortisol-Level eine „Panikattacke“ unseres Nervensystems auslösen.
Was von außen oft intensiv oder „unverständlich“ wirkt, erfüllt jedoch eine klare Funktion: Der Meltdown hilft dem Körper dabei, sich letztlich wieder zu regulieren und zur Ruhe zu kommen – auch wenn dies im Moment selbst nicht so erscheinen mag.
Anders als Wutanfälle (Tantrums) lässt sich ein Meltdown weder bewusst „steuern“ noch durch reines „Zusammenreißen“ verhindern (auf die Unterscheidung zwischen Tantrum und Meltdown wird in einem folgenden Post eingegangen). Empfunden wird bei einem Meltdown auch für gewöhnlich nicht primär Wut sondern verschiedene Gefühle und Empfindungen. Es handelt sich um eine automatische, neurologische Schutzreaktion auf eine Situation, die das System nicht mehr kompensieren kann. Dabei sind Meltdowns sehr individuell – sowohl im äußeren Ausdruck als auch im inneren Erleben.
In einer Studie von Lewis und Stevens (2023) zeigten sich 6 wiederkehrende Thematiken:
Gefühl von Überforderung aufgrund von Informationen, Sinneseindrücken und sozialen sowie emotionalen Stressoren
Erleben extremer Emotionen wie Angst, Traurigkeit und Wut
Verlust von Logik sowie Denk- und Gedächtnisprobleme
Bemühen um Selbstkontrolle bei gleichzeitigem Kontrollverlust
Ventil für Emotionen (oft durch äußere Verhaltensweisen oder Selbstverletzung)
Minimierung von Schäden durch das Vermeiden von Auslösern und Selbstisolation
Während sogenannte Internal Meltdowns – also Meltdowns, die rein innerlich stattfinden – bisher weniger erforscht sind, berichten einige Teilnehmende der Studie auch von diesen. Oft gehen sie mit einem negativen Selbstbild und selbstverletzendem Verhalten einher.
Auslöser für einen Meltdown können mehrere kleine stressige Ereignisse sein (kumulativ) oder ein großes Ereignis. Jede Person ist dabei individuell und empfindet Ereignisse unterschiedlich belastend. Während Person A bei spontanen Wechseln des Tagesablaufes ihre persönliche Belastungsgrenze erreicht, hat Person B aufgrund von sensorischen Hypersensibilitäten gegenüber Licht und Lärm schon im Alltag Schwierigkeiten durch den Tag zu kommen, ohne die eigene Grenze zu überschreiten.
In den folgenden Videos wird versucht die Belastung bei Hyposensibilitäten im Alltag zu veranschaulichen:
· https://www.youtube.com/watch?v=K2P4Ed6G3gw&t=74s
· https://www.youtube.com/watch?v=aPknwW8mPAM
· https://www.youtube.com/watch?v=OtwOz1GVkDg
· https://www.youtube.com/watch?v=KurXpARairU
Quellen:
Lewis, L. F., & Stevens, K. (2023). The lived experience of meltdowns for autistic adults. Autism, 27(6), 1817–1825. https://doi.org/10.1177/13623613221145783